Schlagwort: Geschichte

Radiozwitschern #26: Den Weg zum Kommunismus auf den Kopf gestellt

Nach einem langen bewaffneten Kampf um die Zukunft des Landes rief 1949 Mao Zedong die Volksrepublik China aus, und es begann die bis heute andauernde Herrschaft der kommunistischen Partei Chinas. Es ist eines der wenigen Länder, in denen heute noch eine kommunistische Partei an der Macht ist, doch vom ursprünglichen Versprechen der Partei, über den Sozialismus den Weg in den Kommunismus zu gehen, scheint heute wenig übrig zu sein. In China konkurrieren große Firmen um immer mehr Profit, das Privateigentum der Produktionsmittel wird vom Staat geschützt und Marktmechanismen haben planwirtschaftliche Ansätze ersetzt. Dass eine kommunistische Partei über 70 Jahre ein Land aus einem zu Beginn angefangenen Sozialismus zurück zum Kapitalismus führt, wirkt surreal – doch ist in China genau das geschehen. Das argumentiert Ralf Ruckus in seinem Buch „Der kommunistische Weg in den Kapitalismus„, welches im März diesen Jahres im Dietz Verlag Berlin erschienen ist . Dabei geht es über 300 Seiten um eine Geschichte verlorener sozialer Kämpfe von Unten und darauf reagierenden Entscheidungen der kommunistischen Partei Chinas zur Eindämmung sozialer Unruhen, welche zu diesem Ergebnis führten. Wir haben mit dem Autor über sein Buch gesprochen und geben euch ein paar Einblicke ins Buch, sprechen aber auch etwas ausschweifender über historische Hintergründe sowie China heute.

Über Geschichte studentischen Radios bei Radio Corax

Wenige Studierende wissen, dass unser Professor für Musik und Medien in den Fächern Systematische Musikwissenschaft und Medienwissenschaft ein „Urvater“ studentischen Radios in Halle ist. Föllmer gab vor über 10 Jahren Seminare in Kooperation mit Radio Corax: Klar, um studentische Themen ging es, zum Beispeiel die Umstellung auf das Bachelor-Mastersystem – aber auch kreative radiokünstlerische Projekte und eine mehrstündige Live-Sendung aus der Universität geht auf seine Kappe, zumindest in der Mitgestaltung und Betreuung.

Torben und Prof. Dr. Föllmer schwelgen in Radioerinnerungen und fragen sich, wie studentisches Radio funktionieren kann, wie man Begeisterung bei jungen Menschen für das Medium weckt und welche eigenen Bezugspunkte man zum Radio aufbaut.

Dieses Gespräch soll eine Ergänzung zum Radiozwitschern aus dem Juni 2023 sein über die Geschichte des Studierendenradios.

Radiozwitschern #16: Die Geschichte der Studierendenredaktion

Unimono, Studis on Air, Studentin, Radiozwitschern… mehrere Namen, mehrere Neuerfindungen und Weiterentwicklungen. Die Studierendenredaktion gibt es bei Radio Corax schon lange. Anlässlich des 23. Geburtstags haben wir uns auf eine kleine – fast schon archäologische – Suche nach der Geschichte der Studierendenredaktion gemacht, den das Studierendenradio gibt es schon seit mindestens 2012. Zusammen mit Stella und Andrea, die früher involviert waren, blicken wir aber nicht nur zurück auf die Geschichte, sondern auch auf die Funktion, Rolle und Form studentischen Radios.

NS-Verfolgung an der Universität Halle am Beispiel Günther Dehn

Der Kirchenhistoriker Professor Dr. Friedemann Stengel untersuchte die rassistischen und politischen Hintergründe für die in den Jahren 1933 bis 1945 durchgeführten Entlassungen an der Universität Halle. Unter den damals bekannten 41 Männern und zwei Frauen findet sich der Name Günther Dehn. Günther Dehn lebte von 1882 bis 1970 und war evangelischer Pastor und Theologe, religiöser Sozialist, später illegaler Ausbilder in der Bekennenden Kirche und nach 1945 Professor für praktische Theologie. Dieser war Opfer einer deutschlandweiten Kampagne gegen die Weimarer Republik, die Demokratie, das Judentum, sozialistische Bestrebungen und den Pazifismus. Während die Universität unter dem demokratischen Rektor Gustav Aubin lange versucht, Günther Dehn zu schützen, attackiert ihn vor allem die rechte Studierendenschaft, explizit der nationalsozialistische Studentenbund. Wir sprachen über die Hintergründe des Falls mit Professor Dr. Friedemann Stengel.

Foto: Güther Dehn mit seiner Frau Luise Dehn, Bestand: AEKR Düsseldorf 8SL 046 (Bildarchiv), 013_0128

Radiozwitschern #2 – Punk in der DDR

Die anderen Bands, Schleimkeim, Müllstation, aber auch weniger bekannte Namen, geschmuggelte Kassetten, Aufnahmen mit selbstgebastelten Instrumente. Punk in der DDR war vielfältig, definitiv „Underground“ und wurde vom Staat bekämpft. Die  Szene(en) wurde von der Stasi und Polizei mit Attributen wie „negativ-dekadent“, „politisch labil“, „demonstrativ“, „radaumäßig“, „rowdyhaft“, „kriminell gefährdet“ oder „fehlentwickelt“ beschrieben. In unserer Februarfolge von Radiozwitschern widmen wir uns ausführlich dem Punk in der DDR mit unserem Gast Mark, Autor von Zonenpunkprovinz – Punk in Halle (Saale) in den 80er Jahren.

 

Der Käse und die Würmer

Die Geschichtsschreibung handelt oftmals von herausragenden Persönlichkeiten der herrschenden Klassen. Napoleon, Karl der Große oder Bismarck – das scheinen die Leute zu sein, die Geschichte gemacht haben. Zu allen Zeiten gab es aber immer auch Leute, die die Geschichte auf ganz andere Weise geprägt haben. Menschen, die gearbeitet haben – Menschen, die beherrscht wurden – Menschen, die sich dieser Herrschaft möglicherweise auf die eine oder andere Weise widersetzt haben. Von diesen Menschen gibt es aber oftmals keine Zeugnisse – und so werden sie von der Geschichtsschreibung vergessen. Es gibt aber auch Ausnahmen und zu diesen Ausnahmen gehört der Müller Menocchio aus einem kleinen norditalienischen Dorf. Menocchio lebte im 16. Jahrhundert und entwickelte eine ganz eigene Form des christlichen Glaubens. Dafür wurde er von der Inquisition hingerichtet. Im Jahr 1979 hat der Historiker Carlo Ginzburg ein Buch über Menocchio geschrieben – und damit den Forschungsansatz der Mikrogeschichte begründet. Pit Iskariot – Student der Archeologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie der Geschichte – hat einen Beitrag über den Fall Menocchio produziert. Dafür sprach er mit Willem Fiene (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität) und Johannes Träger (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Spätmittelalter und Reformation an der Uni Leipzig).