Die Geschichtsschreibung handelt oftmals von herausragenden Persönlichkeiten der herrschenden Klassen. Napoleon, Karl der Große oder Bismarck – das scheinen die Leute zu sein, die Geschichte gemacht haben. Zu allen Zeiten gab es aber immer auch Leute, die die Geschichte auf ganz andere Weise geprägt haben. Menschen, die gearbeitet haben – Menschen, die beherrscht wurden – Menschen, die sich dieser Herrschaft möglicherweise auf die eine oder andere Weise widersetzt haben. Von diesen Menschen gibt es aber oftmals keine Zeugnisse – und so werden sie von der Geschichtsschreibung vergessen. Es gibt aber auch Ausnahmen und zu diesen Ausnahmen gehört der Müller Menocchio aus einem kleinen norditalienischen Dorf. Menocchio lebte im 16. Jahrhundert und entwickelte eine ganz eigene Form des christlichen Glaubens. Dafür wurde er von der Inquisition hingerichtet. Im Jahr 1979 hat der Historiker Carlo Ginzburg ein Buch über Menocchio geschrieben – und damit den Forschungsansatz der Mikrogeschichte begründet. Pit Iskariot – Student der Archeologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie der Geschichte – hat einen Beitrag über den Fall Menocchio produziert. Dafür sprach er mit Willem Fiene (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität) und Johannes Träger (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Spätmittelalter und Reformation an der Uni Leipzig).
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